Trugschluss

Trugschluss

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Trug|schluss 〈m. 1u
1. unrichtiger Schluss, der von einer vieldeutigen, meist negativen Prämisse ausgeht
2. 〈allg.〉 falsche Schlussfolgerung, die auf einem Denkfehler beruht

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Trug|schluss, der:
1. [zu Schluss (2)]
a) naheliegender, auf den ersten Blick richtig erscheinender falscher Schluss:
ein verhängnisvoller T.;
dass teure Waren immer besser sind als billigere, ist ein T.;
b) (Logik) zur Täuschung od. Überlistung des Gesprächspartners angewandter Fehlschluss.
2. [zu Schluss (4)] (Musik) Form der Kadenz, bei der nach der Dominante nicht die zu erwartende Tonika, sondern ein anderer, meist mit der Tonika verwandter Akkord eintritt.

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I
Trugschluss,
 
1) Logik: zur Täuschung oder Überlistung des Gesprächspartners beziehungsweise -gegners angewendeter Fehlschluss, dessen (logische) Fehler meist in der verdeckten Verwendung von zwei verschiedenen Mittelbegriffen (Syllogismus) in den Prämissen liegt; zu den logischen Trugschlüssen zählt der Haufenschluss (Sorites); ein Trugschluss nach diesem Schema wird auch Acervus (lateinisch »Haufen«) genannt.
 
 2) Musik: Form der Kadenz, bei der nach der Dominante nicht die zu erwartende Tonika folgt, sondern ein anderer, meist mit der Tonika verwandter Akkord. Die hauptsächliche Form ist der Trugschluss zur VI. Stufe (in Dur ein Molldreiklang, in Moll ein Durdreiklang), wobei der Bass einen Sekundschritt aufwärts steigt und die Terz aus Stimmführungsgründen häufig verdoppelt wird. Der Trugschluss war schon in der Musik des Barock und der Klassik ein beliebtes Mittel harmonischer Ausweitung und Überraschung. Während dort jedoch meist eine reguläre Kadenz auf den Trugschluss folgte, verselbstständigte sich in der Musik der Romantik vielfach die neu erreichte Tonart, was zu farbenreichen Modulationen und Erweiterungen der Tonalität führte.
II
Trugschluss,
 
harmonische Erscheinung (Harmonik), bei der anstelle der erwarteten Tonika ein Vertreter- bzw. Mediantklang erscheint;∙ in Dur: Dominante-Tonikaparallele, z. B. G7 — Am (anstelle von C),∙ in Moll: Dominante-Tonikagegenklang, z. B. G7 — As (anstelle von Cm),∙ mediantisch: G7 — A (C) oder G7 — Ab (C).Öfters anzutreffen in Evergreens und Standards (Swing-Harmonik).

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Trug|schluss, der [1: zu ↑Schluss (2); 2: zu ↑Schluss (4)]: 1. a) nahe liegender, auf den ersten Blick richtig erscheinender falscher Schluss: ein verhängnisvoller T.; dass teure Waren immer besser sind als billigere, ist ein T.; Speer war in seiner Mordswut einem fundamentalen psychologischen T. erlegen (Prodöhl, Tod 69); b) (Logik) zur Täuschung od. Überlistung des Gesprächspartners angewandter Fehlschluss. 2. (Musik) Form der Kadenz, bei der nach der Dominante nicht die zu erwartende Tonika, sondern ein anderer, meist mit der Tonika verwandter Akkord eintritt.

Universal-Lexikon. 2012.

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